(München) Im Fokus des vierzehnten Ausbildungsbotschaftertages des bayerischen Gastgewerbes, der vom Bayerischen Hotel und Gaststättenverband DEHOGA Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK) durchgeführt wurde, stand das Thema „Zeitgemäße Ausbildung in partnerschaftlicher Verantwortung“ für die Chancenberufe im Gastgewerbe. Dabei ging es um die Kommunikation mit Auszubildenden in herausfordernden Zeiten sowie um die erneut um 2,5 Prozent gestiegenen Ausbildungszahlen, das Modell „Wertschätzende Ausbildung“, die Integration von zugewanderten Auszubildenden und die wichtige Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulformen.
Im historischen Börsensaal der Industrie- und Handelskammer München eröffneten Susanne Droux, DEHOGA Bayern-Geschäftsführerin Berufsbildung und Fachkräftesicherung, zusammen mit ihren Referentinnen Catherine Karanja und Maria Oppermann den Ausbildungsbotschaftertag.
In dem anschließenden Workshop „Von Worten zu Wirkung – Kommunikation, die gewinnt“, das Leitthema des Ausbildungsbotschaftertages, führte der Key-Note Speaker Michael Oberhofer, Inhaber und Geschäftsführer Brandmatic Campus Führende 360o Kommunikationsagentur in Brixen, Südtirol, die rund 130 Bildungsexperten in die Welt der motivierenden, mutmachenden Ansprache von jungen Menschen ein.
Ergänzend dazu erläuterten Hans Schneider, Vorsitzender des DEHOGA-Berufsbildungsausschusses in Bayern und auf Bundesebene, Susanne Droux und Maria Oppermann den neuen Ausbildungsbotschafter-Baukasten „Planung + Synergien + Wirkung“ anhand eines neuen Leitfadens: Auf der Basis des Modells „Wertschätzende Ausbildung“ mit den vier Säulen faires Gehalt, faire Arbeitszeiten, emotionale, berufliche Heimat und Unternehmer-Persönlichkeit als Vorbild für die Auszubildenden wurden die erfolgreichsten Berufsorientierungs-Maßnahmen für die Ausbildungsbotschafter aufgezeigt.
DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer rief in ihrer Rede die rund 3.500 gastgewerblichen Ausbildungsbetriebe in Bayern auf, in dieser herausfordernden Zeit in junge Menschen mit Worten, Aufmerksamkeit und klarer Kommunikation ihrer auszubilden, zu erziehen und zu integrieren. „Das heißt fragen, hinhören, hinschauen und nochmals fragen. Wir müssen gerade jetzt Zuversicht und Aufbruchstimmung verbreiten. Worte der Ausbilder und der Berufsschullehrer haben so viel Gewicht. Worte können ein Leben lang nachhallen, Worte können begleiten, beflügeln und haben eine sehr lange Glücklichmach-Dauer“, so Inselkammer.
Eltern aus dem In- und Ausland vertrauen den bayerischen Gastbetrieben ihre Kinder, das Wertvollste, was sie haben, an. Aktuell werden rund 10.000 junge Auszubildende in Bayerns Gastgewerbe ausgebildet. Diese große gemeinsame Verantwortung gilt es seitens der Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und IHK’s in Partnerschaft auszufüllen.
„Für rund 10.000 Menschen in Bayern – ob hier geboren oder zugewandert – ist eine duale Ausbildung in einem Hotel oder Gastronomiebetrieb eine echte Chance für ein berufliches und persönliches, erfolgreiches Leben. Als system- und lebensrelevante große Branche mit fast 500.000 Erwerbstätigen dürfen wir bei wieder stabilen Ausbildungszahlern selbstbewusst aufzeigen, dass unsere Hotels und Gastronomiebetriebe viele attraktive berufliche Perspektiven bieten. Wir machen Menschen glücklich, unser Berufsstand ist wichtig und hat eine hohe Sinnhaftigkeit“, hob Inselkammer die Bedeutung der Ausbildungsbotschafter hervor.
Aber es braucht auch klare Botschaften, damit man junge Menschen und deren Eltern für eine duale Ausbildung in unserer Branche begeistern kann. Mit der bundesweiten Auszeichnung TOP-Ausbildungsbetrieb im Gastgewerbe, mit der bereits über 120 Ausbildungsbetriebe in Bayern zertifiziert sind, wird gute Ausbildung sichtbar. „Wir wollen jungen Menschen, deren Eltern und der Öffentlichkeit die hervorragenden Perspektiven, die das Gastgewerbe zu bieten hat, greifbar machen – denn kaum eine Branche ist so faszinierend und abwechslungsreich wie Hotellerie und Gastronomie“, fügt Inselkammer hinzu.
Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) e.V. stellt die Ausbildungsmarktbilanz 2025 vor: „Im dritten Jahr in Folge verzeichnet das bayerische Gastgewerbe steigende Ausbildungszahlen. Bei den HOGA-Berufen wurden im Erhebungszeitraum: 01.10.2023 - 30.09.2024 laut BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung stolze 5.184 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Besonders beliebt sind darunter die Hotelfachleute, die mit 1.560 neuen Verträgen auf Platz 14 der Beliebtheitsskala der insgesamt 283 Ausbildungsberufe landete und der Beruf Koch / Köchin, der mit 1.533 neuen Auszubildenden auf Platz 16 kam. Insgesamt ist ein Plus von 2,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen.
Gößl appelliert an die Ausbilder, weiterhin leidenschaftlich daran zu arbeiten, junge Menschen zu ausgezeichneten Fachkräften zu entwickeln. Eine großartige Möglichkeit sind die IHK-Ausbildungsscouts, die in bayerische Schulen gehen, um gleichaltrigen Schülern aus eigener Erfahrung von ihrer eigenen Ausbildung zu erzählen und sie dafür zu begeistern. Die Schülerinnen und Schülern können auf Augenhöhe über die Chancen einer dualen Ausbildung zu informieren, das ist die beste Werbung für die Branche und den eigenen Betrieb. Hier arbeiten Schulen und Ausbildungsbetriebe eng zusammen, um gemeinsam die Berufsorientierung zu gestalten“, so Gößl. „Das ergibt eine Win-win-Situation: Die Betriebe kommen leichter an Auszubildende und die Schulen können ihre Berufsorientierung verbessern!“
Als feierlichen Höhepunkt des Tages verlieh Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, gemeinsam mit Inselkammer und Gößl die Ernennungsurkunden an die 48 neu ernannten Ausbildungsbotschafter für drei Jahre und 21 TOP-Ausbildungsbetriebe der bayerischen Hotellerie und Gastronomie.
Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf betonte die Wichtigkeit von Berufsorientierungsmaßnahmen: „324 Ausbildungsberufe erfüllen Lebensträume, bieten fast unbegrenzte Chancen und machen aus jungen Menschen – unseren Rohdiamanten auf dem Arbeitsmarkt – einzigartige Fachkräfte. In der Hotellerie und Gastronomie ist die Arbeit für und mit den Menschen eine Berufung. Gastgeberische Spitzenleistungen gepaart mit viel Motivation, Emotion und Leidenschaft bescheren den Gästen unvergessliche Momente. Gleichzeitig gibt eine Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie den Azubis so viel zurück. Es gibt kaum etwas Schöneres, als die große Wertschätzung und den Dank der Gäste direkt bei der Arbeit zu erfahren. Um noch viel mehr junge Menschen für einen gastronomischen Beruf zu begeistern, motivieren die Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter der DEHOGA Bayern. Sie teilen ihre Erfahrungen und Eindrücke direkt aus der Praxis mit den zukünftigen Azubis. Sie zeigen, wie facettenreich eine Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie ist, und welche Chancen sich auch nach einer Ausbildung ergeben. 150 Menschen sind aktuell ehrenamtlich im Einsatz und unterstützen die jungen Talente. 48 kommen nun neu hinzu – eine stolze Zahl.“
Weiter erklärt die Arbeitsministerin: „Die berufliche Orientierung und Begeisterung für eine duale Ausbildung sind dem DEHOGA und mir seit Jahren ein großes Anliegen. Wir ziehen fest an einem Strang – ob bei unserer Messe BERUFSBILDUNG im Dezember in Nürnberg oder beim Ausbildungsbotschaftertag – ein Tag der Zukunft. Ich sage danke für Ihren Einsatz und das große Engagement!“
Im Anschluss gratulierten Scharf und Inselkammer dem Kochauszubildenden Florian Wagner der bereits vorab zwei Jahre als Europa Miniköche und Paten mitgewirkt hatte, zu dem Ausbildungsstipendium der Gerhard-Günnewig-Stiftung. Die Stipendiums-Urkunde wurde ihm von Geschäftsführerin Dagmar Becker-Tewes übereicht.
Als letzten Tagesordnungspunkt „Jetzt red i“ DEHOGA Bayern Präsidentin Angela Inselkammer und DEHOGA Bayern Vizepräsident Andreas Brunner konnten die Ausbildungsbotschafter über ihre eigenen Belange und die Herausforderungen sprechen, die Ausbilder aktuell zu meistern haben, um die sprachliche Förderung und Integration ausländischer Auszubildender zu optimieren.
Brunner bat die Ausbildungsbotschafter um die verstärkte Neuansprache von inländischem Schüler sowie von bereits im Bayern lebenden Migranten. Brunner ist überzeugt: „Ausbildung ist Chefsache. Denn die Sinnhaftigkeit des Berufs und täglichen Tuns, die Nachhaltigkeit bei allen Prozessen sowie der enge Dialog mit den Bezugspersonen im Betrieb ist jungen Menschen das wichtigste Anliegen. Dafür müssen wir als Ausbilder Zeit, Raum und Verständnis aufbringen.“
DEHOGA Bayern Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert nutzte in seinem Schlusswort die Gelegenheit und wies in diesem Zusammenhang auf ein noch zu lösendes Problem der Branche hin: „Wir benötigen dringend die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes gemäß der EU-Arbeitszeitrichtlinie. Die Arbeit muss dann erledigt werden können, wenn sie anfällt. Dies entspricht dem Wunsch vieler Mitarbeiter, die dies auch als Ausgleich dafür sehen, dass in ihrer Mensch-zu-Mensch-Branche Homeofficelösungen nicht möglich sind.“ Geppert verdeutlichte in diesem Zusammenhang: „Wir fordern explizit keine Verlängerung der Gesamtarbeitszeit und es versteht sich von selbst, dass es nicht um unbezahlte Mehrarbeit geht.“
– Ende der Pressemitteilung –